• Frage: Wie können die menschen überhaupt herausgefunden haben dass die Welt so entstanden ist halt so wie man das erzählt?

    Frage gestellt LynnS am 18 Mrz 2022.
    • Foto: Martin Friesl

      Martin Friesl Beantwortet am 18 Mrz 2022:


      Ich vermute eine wichtige Einsicht war, dass die Schöpfungsgeschichte in der Bibel nicht wörtlich zu nehmen ist. Viele klute Leute haben angefangen Dinge die sie in ihrer Umwelt fanden, zu sammeln. Die haben dann schnell bemerkt, dass Knochen, versteinerte Pflanzen etc. nicht zu dem passen was wir heute in der Welt sehen. Ein Wissenschaftler der hier einen großen Beitrag gleistet hat war Charles Darwin. Von dem habt ihr vielleicht schonmal gehört. Mit zunehmendem technologischem Fortschritt konnte man dann solche Funde besser datieren, also mit gewisser Genauigkeit sagen, wie Alt das ist.

    • Foto: Dorothe Kienhues

      Dorothe Kienhues Beantwortet am 18 Mrz 2022:


      Ich bin als Psychologin dafür selbst nicht zuständig — aber: ich beschäftige ich u.a. auch mit dem Vertrauen in Wissenscha. Hier z.B.: ich weiß, dass es Leute gibt, die diese Frage untersuchen. Z.B. war ich mal am CERN in der Nähe von Genf, das ist ein sehr internationales Forschungszentrum an dem man untersucht wie unsere Welt und unser Universum entstanden sind.
      Und, das ist vielleicht wichtig: ich vertraue diesen Forscher*innen, weil ich z.B. denke, dass sie große Expert*innen auf ihrem Gebiet sind und weil ich auch denke, dass sie ihre Forschung ergebnisoffen betreiben. Zugleich muss man glaube ich bei vielen wissenschaftlichen Fragen akzeptieren, dass man nicht alles komplett und sicher wissen kann — aber dass das was wir wissen deutlich abgesicherter ist als irgendein zusammengesponnener Mist, der ganz ohne wissenschaftliche Belege auskommt…

    • Foto: Lutz Böhm

      Lutz Böhm Beantwortet am 18 Mrz 2022:


      Was du hier fragst ist eigentlich eine Grundsatzfrage von Wissenschaft. Es gibt Dinge, die können wir nicht beobachten, weil sie zum Beispiel in Vergangenheit liegen. Was machen wir dann? Ich habe mal gelesen, dass die sogenannten „Wissenschaftliche Revolution“ damit anfing, dass man gesagt hat „Ich weiß es nicht“. Das ist superwichtig, das zu sagen. Wenn jemand einem sagt: So ist es. Das musst du jetzt glauben. Ich beweise dir das aber nicht. Dann kann ich es entweder glauben, dadurch wird es aber nicht unbedingt wahr, oder ich kann versuchen es nachzuvollziehen. Ist das logisch? Ist es nachvollziehbar und zwar nicht nur für mich sondern auch für andere Menschen?
      Wir können dann eine Hypothese aufstellen. Zum Beispiel: „Irgendwann gab es den Urknall.“ Oder „Eine göttliche Macht hat die Welt erschaffen.“ Das sind beides Hypothesen, die man so aufstellen kann, völlig okay. In der Wissenschaft fängt man dann an nach Beweisen zu suchen. Man stellt Theorien auf. Bei diesem speziellen Thema „Entstehung der Welt“ können MathematikerInnen und PhysikerInnen eine ganze Menge erklären, was in der realen Welt, auch jetzt nachweisbar, passiert und diese Theorien auf die Vergangenheit übertragen. Das sozusagen zurück rechnen in der Zeit. So scheint es wissenschaftllich plausibel, dass es einen Urknall gab und das Universum sich danach über Milliarden von Jahren ausgedehnt hat, Planeten und Sterne entstanden sind und so weiter. Aber man muss ehrlich sagen: vieles verstehen wir noch nicht, vieles Wissen wir noch nicht und am Ende war keiner von uns dabei, um zu sehen, ob es wirklich so war. Ich verrate dir mal einen Trick, wie man das mit dem Urknall ganz einfach aushebeln kann:
      Was wäre, wenn eine göttliche Macht vor zum Beispiel 5000 Jahren die Welt erschaffen hat und zwar genau so, dass für uns Menschen, die wir physikalische Theorien bis Milliarden Jahre zurück aufstellen, der Urknall wissenschaftlich sinnvoll erscheint. Wir könnten niemals nachweisen, dass diese göttliche Macht das so gemacht hat, weil es für uns mathematisch-physikalisch so nicht nachweisbar wäre. (An der Stelle könnte man weiter diskutieren und das tun auch viele schlaue Menschen, aber ich mache da mal nicht weiter. 🙂 )

    • Foto: Klaus Stein

      Klaus Stein Beantwortet am 18 Mrz 2022:


      Eine spannende Frage, die einen praktischen und einen philosophischen Teil hat.

      Zuerst die Praxis (die ein Physiky viel besser beantworten könnte):
      Unsere physikalischen Theorien basieren auf unseren Überlegungen, wie Sachen sein könnten und Beobachtungen, die wir machen. Wenn wir Beobachtungen machen, die wir überhaupt nicht mit unseren Theorien erklären können, wissen, wir, dass wir diese anpassen müssen.

      Wenn wir ins Weltall schauen, sehen wir automatisch in die Vergangenheit. Das Licht (die Radiowellen etc.) der Sterne braucht ja ganz schön lange, bis es bei uns ist (von der Sonne schon mehr als 8 Minuten). D.h. je weiter wir ins Weltall schauen, desto mehr sehen wir eine vergangene Welt. Dabei machen wir Beobachtungen wie dass der Raum selbst gekrümmt ist, dass Schwarze Löcher sogar Licht verschlucken usw.

      Und die besten Theorien, die wir haben, stimmen mit diesen Beobachtungen weitgehend überein (aber es gibt auch große, noch nicht wirklich erklärliche Phänomene). Und wenn wir diesen Theorien folgen, also ausrechnen, wie der Zustand _vor_ dem Zustand, den wir aktuell sehen, war, kommen wir dazu, daß es etwas gegeben haben müßte, was wir „Urknall“ nennen (auch wenn es da gar nicht geknallt hat, sondern Raum und Zeit selbst zusammen mit der Materie „anfangen“).

      Genauso können wir durch einen Blick ins Weltall sehen, wie Sterne (wie unsere Sonne und auch ganz andere) aus Wasserstoff und Helium all die Elemente herstellen („fusionieren“), die wir kennen, und wie Planeten entstehen. Wir wissen aber auch durch Untersuchungen unserer Erde, was für Elemente wir wo finden, und wie es wahrscheinlich dazu kam, dass diese dort landeten. Wir sehen, dass die Alpen dadurch aufgetürmt wurden, dass Afrika und Europa gegeneinander drückten usw.

      Und woher wissen wir, dass es nicht ganz anders war?

      Wir machen Beobachtungen über unsere Umwelt. Wenn ich in meiner Wohnung eine Packung Kekse finde, und ich sie nicht selbst mitgebracht habe, dann vermute ich, dass meine Liebste sie vom Einkaufen mitgebracht hat. Ich stelle also aus meinen Beobachtungen jetzt Vermutungen über die Vergangenheit an, und grundsätzlich kann ich mich dabei irren. Je mehr Indizien ich aber haben (niemand anderes war in der Wohnung, gestern waren die Kekse noch nicht da, …), desto sicherer werde ich mir.

      Vor allem naturwissenschaftliche Theorien werden immer und immer wieder überprüft und das alltäglich. Wir können Smartphones bauen, weil Strom sich in sogenannten Halbleitern auf eine bestimmte Art verhält, und offensichtlich tut er das immer und nicht nur gelegentlich, sonst würden die vielen Millionen Smartphones ja nicht alle funktionieren. Wir können uns also relativ sicher sein, dass wir hier etwas darüber verstanden haben, wie die Welt funktioniert.

      Völlig sicher können wir aber nie sein. Es könnte sich ja jemand eine andere Theorie ausdenken, die alle Phänomene ebenso erklären kann (und das kam in der Geschichte auch immer wieder vor). Deswegen hat sich Karl Popper etwas einfallen lassen, das er „Falsifizierbarkeit“ nennt: Eine sinnvolle Theorie ist so gebaut, dass sie Aussagen über die Welt macht. Daher kann ich eine Situation finden, an der ich testen kann, ob die Theorie das, was ich beobachte oder nicht. Wenn eine Theorie also eine falsche Aussage macht, etwas, was mit den Beobachtungen nicht übereinstimmt, und wir uns sicher sind, daß wir uns bei den Beobachtungen nicht geirrt haben, ist die Theorie „falsifiziert“, wir wissen, dass sie nicht stimmt.
      Wir haben allerdings keine Möglichkeit eine Theorie zu „verifizieren“, aber wenn sie mit den bislang gemachten Beobachtungen übereinstimmt, ist sie wahrscheinlich sinnvoll (da gibt es neben Popper noch weitere Kriterien). 😉

      Und natürlich könnte alles auch ganz anders sein. Vielleicht hat ein grünes Tentakelmonster gestern Nacht die Welt erschaffen, mit mir und dir drin und mit unseren Erinnerungen, so daß wir einfach nur glauben, daß wir vorgestern schon existiert haben. Kann sein, klingt nur nicht besonders sinnvoll. Und würde mir auch nicht dabei helfen zu verstehen, wie die Welt funktioniert 😉

    • Foto: Julia Bloemer

      Julia Bloemer Beantwortet am 18 Mrz 2022:


      Alle Dinge, die passieren, hinterlassen Spuren. Wissenschaftler:innen sammeln diese Spuren, z.B. indem sie Fossilien sammeln, Baumringe zählen usw. Und dann versuchen sie, Erklärungen dafür zu finden. Warum ist dieses Fossil genau an dieser Stelle und warum sieht es genauso aus, wie es aussieht? Warum haben unsere Kontinente die Form, die wir heute auf Satellitenbildern sehen können? Diese Erklärungen führen zu Theorien. Manchmal kann es aber zunächst mehrere Erklärungen für eine Beobachtung geben, z.B. für das Vorkommen von gleichen Fossilien auf verschiedenen Kontinenten. Es könnte sein, dass die Kontinente mal über Landbrücken verbunden waren, die im Laufe der Zeit untergegangen sind, oder die Kontinente haben sich bewegt und waren früher mal zusammen. Um hier weiter zu kommen, suchen die Wissenschaftler:innen nach anderen Hinweisen. Wenn es mal Landbrücken gab, dann müsste man sie doch unterm Wasser noch sehen können? Also untersuchen sie den Meeresboden. Und so geht es immer weiter. Irgendwann ist man sich bei einer der Erklärungen immer sicherer, weil immer mehr Hinweise dafür sprechen. Und die andere Erklärung wird immer unwahrscheinlicher. (in meinem Beispiel entstand so Stück für Stück die Theorie der Plattentektonik). Es geht also darum, für etwas, das in der Vergangenheit stattgefunden hat, heute noch Spuren zu finden und diese zurück zu verfolgen und zu erklären, woher sie gekommen sind. Das funktioniert für unsere Erde, für unser Sonnensystem und sogar für unser ganzes Universum.

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